Am 17.07.2009 veröffentlichte die Leipziger Volkszeitung einen Artikel über den Verein. Dieser kann auch hier als PDF runtergeladen werden.
Hilfe für Familien von Alzheimer-Kranken
Angehörigen-Initiative bietet kostenlosen Schulungskurs
Etwa 7000 Menschen leiden in Leipzig und Umgebung an Demenz. Damit konfrontiert sind letztlich alle Familienmitglieder. Sie – so sagen Betroffene – blieben bislang mit ihren vielen Fragen zum Umgang mit der veränderten Lebenssituation im Raum Leipzig weitgehend allein. Jetzt schlossen vor Ort eine Krankenkasse und ein Angehörigen-Verein einen Kooperationsvertrag, um Abhilfe zu schaffen.
„Meine Frau und ich, wir haben sicher viele Fehler gemacht. Aber wir wollten auch zu gern wissen, was wir tun können und haben verzweifelt nach Hilfe gesucht, aber damals nicht gefunden“, sagt Josef Hille, wenn er von familiär schwierigen Zeiten erzählt. Von Zeiten, in denen jeweils ein Elternteil von ihnen an Alzheimer erkrankte und betreungsbedürftig wurde. Ein Berg von Problemen sei auf sie zugekommen. Wie umgehen mit jemandem, der alles vergisst, dessen Verhaltens- und Wesensart sich völlig wandelt? Wie dem Vater klar machen, dass er besser kein Auto mehr fährt und unbedingt mal zu einem Facharzt muss? Gerade dann, wenn der Betroffenen körperlich noch fit ist, sich noch allein Haare kämmen und Schuhe anziehen kann und demzufolge keine Pflegestufe zu bekommen ist, wobei eine Rundum-Betreuung längst sein muss. Dazu zig behördliche Angelegenheiten, die es zu regeln gilt.
„Es braucht einem nicht um Pflegeangebote und medizinische Betreuung Bange zu sein, all das ist in Leipzig schon vorhanden“, meint Hille. „Aber uns mangelte es als Angehörigen an elementarer Beratung.“ Wo immer Hille und seine Familie auch nach Hilfe suchten oder „googelten“: „Hier im Raum war für so etwas einfach kein Ansprechpartner zu finden. Und Hausärzten fehlt oftmals die Zeit für solche Gespräche. Oder man wird einfach nicht ernst genommen.“
Was Hille und seine Frau indes fanden, waren Gleichgesinnte. Im April vorigen Jahres kam es zur Vereinsgründung. Die „Alzheimer-Angehörigen-Initiative Leipzig“. „Wir haben uns verschiedene Schwerpunkte gesetzt“, erläutert Vorstandsmitglied Hille. „Wir haben für betreuende Angehörige ein Sorgentelefon geschaltet – unter der Rufnummer 0341 86329906. Wir haben eine Kontakt- und Beratungsstelle aufgebaut – in der Höltystraße 30. Wir haben eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige etabliert – sie trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat von 17 bis 18.30 Uhr in der Höltystraße. Und wir haben im Internet eine Website zwecks Information eingerichtet – unter der Adresse www.aai-leipzig.de. Nicht zuletzt möchten wir öffentlich Aufklärungsarbeit leisten – und zwar für alle Generationen in einer Familie, die mit der Problematik Alzheimer und Demenz konfrontiert sind.“ Das alles geschehe ehrenamtlich und bislang auch auf eigene Kosten, fügt er hinzu.
Als jetzt auch ein qualifiziertes „Orientierungskurs“-Angebot für pflegende und betreuende Angehörige sowie ihre ehrenamtlichen Helfer auf den Weg gebracht werden sollte, geriet die Initiative auf der Partnersuche in eine Sackgasse. „Wir haben zuerst die großen Krankenkassen hier vor Ort angefragt, erhielten gar keine Antwort oder wurden regelmäßig vertröstet“, so Hille. Einzig die Pflegekasse der KKH-Allianz in Leipzig sei sofort bereit gewesen zu helfen.
Initiative und Kasse schlossen einen Kooperationsvertrag. „Wir bezahlen den Schulungskurs, der erstmals am 21. August, 10 Uhr, im Park-Krankenhaus in der Klinik für Psychiatrie in der Morawitzstraße 2 eröffnet wird“, sagt Dieter Elsner, der Leiter des KKH-Kundenzentrums Leipzig. „Für die Teilnehmer ist der Kurs kostenlos – ganz gleich übrigens, welcher Kasse sie wiederum angehören.“
Angelika Raulien
Bei Fragen und Anmeldung zum Kurs: Alzheimer Angehörigen-Initiative Leipzig, Telefon 0341 86329906 oder bei der KKH-Allianz im Servicezentrum Thomaskirchhof 21, Telefon 0341 2159555.
A. Rau.
Leipziger Volkszeitung vom 17.07.2009